Auf dieser im Aufbau befindlichen Homepage möchte ich an das Wirken von Robert und Karl Henkel erinnern.

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Robert und Karl Henckel

Text: Gerhard Bachler

„Junge, morgen machen wir eine Wanderung in den Teutoburger Wald!" Das hörte ich gar nicht so gern, wie man es vermuten könnte, denn der Vater war gut zu Fuß. Es war in den dreißiger Jahren, ich war etwas über zehn Jahre alt, und das Tippeln fiel mir mit meinen kurzen Beinen schwer. Erst als ich hörte, daß wir zwei Künstler besuchen würden, erwachte mein Interesse. Das war etwas für mich!
Wie stellte ich mir einen Künstler vor? Wallende Krawatten, Samtjoppe und einen dunklen Schlapphut und beheimatet in einem Milieu, das man Atelier nannte. Welch eine Enttäuschung für mich, als sich die beiden Künstler als ganz normale Menschen entpuppten, die sich in nichts von anderen unterschieden, und als sich das für einen Jungen meines Alters so geheimnisumwitterte Atelier als eine schlichte Werkstatt herausstellte.

Robert Henckel in seiner Werkstadt bei der Arbeit

Bei den beiden Künstlern handelte es sich um Robert und Karl Henckel aus Horn. Robert hatte hier am 8. 11. 1877 das Licht der Welt erblickt. Aus seiner Schulzeit wird berichtet, daß ihn sein Lehrer aus der Zeichenstunde immer nach Hause schickte: „Du kannst es ja viel besser als ich und als die andern!" Hinter dem Rücken der Mitschüler riß er mit den Fingern aus Papier allerlei Figuren, Männeken und Tiere, die er dann an die atemfeuchten Fenster der Schulstube klebte.
Anregung dazu empfing er sicherlich durch die Natur, mit der die Menschen in einer Kleinstadt, wie es Horn damals war, sehr innig verbunden waren. Auch Robert wird am Bärenstein oder am Knickenhagen oder an der Vogeltaufe die Natur belauscht und belauert haben.
Als er älter war, gaben ihm erste Anregung zu farbiger Gestaltung die Bilder des Düsseldorfer Tiermalers Christian Kröners, damals Pächter der Horner Jagd. Mehr als dem Waidwerk nachzugehen, machte er im Horner Wald Tierstudien und Skizzen. Dabei wird nicht ausgeblieben sein, daß der kleine Robert ihm über die Schulter zuguckte und dabei in ihm der Wunsch reifte: „Das möchte ich auch so können!"
Maler wäre Robert gern geworden, aber wo eine Lehrstelle finden? Lithograph war nicht ganz so hoch hinaus, aber doch mit der hohen Kunst verwandt. Doch bei Klingenberg in Detmold klappte es nicht. Holzbildhauer lohnte nicht, sagte der Vater, so kam er im Herbst 1891 bei dem Steinbildhauer Beneke in der Krummen Straße in Detmold in die Lehre, die eine harte und wenig einträgliche war, bestehend während dreier Jahre in Werkstattreinigen und Laufbursche spielen.
Nach der Lehre - achtzehnjährig - beginnt für ihn ein ausgedehntes Wanderleben, das ihn in viele Städte Mittel-und Norddeutschlands führt. Dann kam der erste Weltkrieg. Als Soldat zieht er sich eine schwere Lungenentzündung zu. Eine rechtsseitige Arm- und Schulterverletzung aber wird Ursache späterer Ermüdbarkeit und Arbeitsbehinderung. Als er nach dem Krieg als Heimkehrer in seine Vaterstadt zurückfindet, beginnt er zunächst mit der Anfertigung der damals stark gefragten Kriegerdenkmäler. Langsam tastet er sich in seinen eigentlichen Bezirk hinein - die Tierplastik aus Holz.
Eine Begebenheit aus dieser Zeit sei hier noch erzählt: Als einer seiner Freunde ihn in seiner Horner Wohnung besuchen wollte, hieß es: „Der ist auf dem Velmerstot, und so schnell kommt er auch nicht von dort zurück!" - Wohl oder übel mußte sein Freund ihn dort aufsuchen und fand ihn im Steinbruch bei der Arbeit. Seine Werkstatt war unter freiem Himmel. Er war dabei, einen mächtigen Steinblock zu bearbeiten. Am Rand des Steinbruchs befand sich seine primitive Holzhütte, in der er übernachtete. Wenn das Wetter es gar zu toll trieb, suchte er auch wohl Schutz in der Jugendherberge, wo er sich dann mit einem einfachen Mahl stärken konnte.
Am 8. 4. 1946 riß ihn der Tod mitten aus dem vollen Leben heraus.

Selbstbildnis von Karl Henckel. Lithographie von 1925


Der jüngere Bruder von Robert - Karl - wurde am 12. 6. 1881 geboren.
Um seinen Werdegang zu erfahren, hören wir uns am besten an, was Horner Bürger um 1895 miteinander sprachen: „Er ist der Sohn des anständigen Schneidermeisters Henckel, aber er will partout Künstler werden!" - „Da hat es der Vater mit seinen fünf Jungen schon schwer genug, und zwei machen ihm solchen Kummer. Nicht nur Robert, auch der Karl hat solche Hirngespinste im Kopf!" - „Den Karl hat der Alte jetzt in Detmold bei der lithographischen Anstalt und Etikettenfabrik der Gebrüder Klingenberg in die Lehre gegeben, da werden ihm solche Kinkerlitzchen schon vergehen!" - „Er hat Flausen im Kopf. Er will es wohl dem Schweden nachmachen, der hier die alten Ecken malt!"
Dieses waren einige Neuigkeiten, die sich Horner Bürger um 1895 erzählten.
Bei Karl handelte es sich um den vier Jahre jüngeren Bruder, und mit dem Alten ist ihr Vater Georg Henckel gemeint, der an der Mittelstraße in der Nähe der Kirche und des Pfeifenkumps ein kleines Häuschen besaß, dort, wo sich heute die Bäckerei und das Cafe Röwe befindet. Mit dem Schweden ist Anders Montan gemeint, der 1844 in Malmö geboren wurde. Er lebte einige Jahre in Düsseldorf und erhielt 1888 den Auftrag, in Lippe Bilder zu malen. 1891 kam er auch nach Horn. Diese Stadt muß es ihm angetan haben, denn er kehrte viele Jahre nach hier zurück. Es ist anzunehmen, daß der Aufenthalt eines Kunstmalers in der Kleinstadt einem zehnjährigen Jungen nicht unbekannt bleiben konnte.

Wenn es nach dem Willen des Vaters gegangen wäre, dann wäre es bei dem Steindrucker in Klingenbergs Firma geblieben. Dann hätte Karl wenigstens „einen ordentlichen Broterwerb" gehabt. Doch die Zähigkeit von Karl siegte, sein Wille überwand das Sicherheitsdenken der Eltern.
Er wollte „echter" Maler werden. Deshalb benutzte er jede freie Stunde in seinem Kämmerlein oder draußen in der Natur zu zeichnerischen Studien. In der Frühstückspause skizzierte er unzählige Male den Hof der Klingenbergschen Fabrik oder vom höchsten Stockwerk des Gebäudes aus den Eisenbahndamm mit dem Wald beim Falkenkrug und die Werrewiesen mit der alten Bruchsteinbrücke im Kuhkamp.
Durch Fleiß, Uberstunden, gelegentliche kleine zeichnerische Aufträge und durch echt lippische Sparsamkeit vesuchte er, die Mittel zum Kunststudium zu gewinnen. 1908 - also 27jährig - war es soweit: Er ging an die Kunstakademie nach Dresden, damals eine Hochburg der Kunst. Dort blieb er bis zum Abschluß des Studiums im Jahre 1914. Nach den Kriegsjahren ging er 1919 an die Kunstakademie nach Kassel. Anlaß war sein Lehrmeister und späterer Freund Professor Carl Bantzer, den er schon von Dresden her kannte. 1921 kehrte Henckel nach Horn zurück, wo er bis zu seinem Tode 1950 als Kunstmaler tätig war.
Neben Portraits und Stilleben ragen vor allen Dingen seine Landschaften und seine Interieurbilder aus seinem Schaffen hervor.
Als er 1950 gestorben war, hielt ein aufrichtiger Verehrer seiner Kunst, der Regierungspräsident Heinrich Drake, bei der Begräbnisfeier, die im Horner Rathaussaale stattfand, die Gedächtnisrede. Er würdigte seine Verdienste als Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des lippischen Künstlerbundes, als Initiator von Heimattagen und als Berater in Fragen des Denkmalschutzes.